Tee gegen Blasenentzündung
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie & Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie
Wer unter einer akuten Blasenentzündung (Zystitis) leidet, hört fast immer die Empfehlung über den Tag verteilt ausreichend viel zu trinken – am besten Tee. Doch was bedeutet eigentlich eine ausreichende Trinkmenge? Und eignet sich wirklich Tee mehr als andere Getränke?
Wie viel sollte man bei einer Blasenentzündung trinken?
Mindestens zwei bis drei Liter am Tag
Sofern keine anderen medizinischen Gründe dagegen sprechen, liegt die empfohlene Trinkmenge bei einer akuten Harnwegsinfektion bei etwa zwei bis drei Litern am Tag. Denn wer viel Flüssigkeit aufnimmt, muss auch regelmäßig auf die Toilette. Und das ist eine der Grundvoraussetzungen, um eine Blasenentzündung möglichst schnell wieder loszuwerden.
Durch das viele Trinken und das damit verbundene häufige Wasserlassen werden die verursachenden Erreger nämlich besser ausgespült. Lässt man dagegen seltener Urin ab, besteht die Gefahr, dass sich die Keime ungehindert vermehren und schlimmstenfalls bis in die oberen Harnwege (Harnleiter, Nieren) aufsteigen. Meist handelt es sich bei den Keimen übrigens um Darmbakterien der Gattung Escherichia coli, kurz auch E. coli genannt.
Es gilt also: trinken, trinken, trinken – auch wenn das Wasserlassen gerade zu Beginn der Blasenentzündung oft mit brennenden Schmerzen verbunden ist und man es sich eigentlich am liebsten verkneifen würde.
Welche Getränke haben sich bewährt?
Während der akuten Phase einer Blasenentzündung eignen sich als Getränke am besten stilles Wasser oder ungesüßte Teevarianten. Ob ein spezieller Blasentee oder nicht, ist zunächst einmal nebensächlich. Hauptsache ist, wie zuvor bereits erwähnt, eine ausreichend große Flüssigkeitszufuhr, damit die Harnwege ordentlich durchgespült werden.
Keine ausreichende Studiendaten zu Blasentees
Tatsache ist, dass derzeit keine ausreichenden Studien über die Wirksamkeit einzelner Blasen- und Nierentees existieren. Die Anwendungen dieser Tees bei Erkrankungen der Blase bzw. der ableitenden Harnwege beruhen meist auf Erfahrungsberichten sowie altbewährten Traditionen. Deshalb ist es ratsam, diese Tees nicht als alleinige, sondern vielmehr als unterstützende Option in der Behandlung akuter, unkomplizierter Blasenentzündungen zu betrachten.
Entwässernde Wirkung entscheidend
Spezielle Blasen- und Nierentees haben vor allem die Eigenschaft, harntreibend zu wirken. Sie zählen zu den sogenannten natürlichen Diuretika (harntreibende Mittel). Die in den Tees enthaltenen Substanzen bewirken, dass mehr Urin produziert und entsprechend ausgeschieden wird.
Zudem enthalten einige Tees pflanzliche Arzneimittel, deren Inhaltsstoffe u. a. entzündungshemmend, krampflösend und keimreduzierend auf die Blase wirken sollen.
Beliebte Heilpflanzen in Blasentees
Die klassischen Blasen- und Nierentees gibt es in Drogerien oder Apotheken meist als Beuteltee oder auch als Pulver, das in heißes Wasser eingerührt wird. Natürlich kann sich auch jeder seinen individuellen Tee mit den entsprechenden Kräutern selbst herstellen.
Häufig werden für die Zubereitung eines Blasentees folgende Heilpflanzen verwendet:
- Ackerschachtelhalm („Zinnkraut“)
- Bärentraubenblätter
- Birkenblätter
- Brennnesselblätter
- Goldrutenkraut
- Hauhechelwurzel
- Orthosiphonblätter („Katzenbart“)
Die Zusammensetzung kann dabei, je nach Präferenz, jedoch stark variieren. Es wird empfohlen, bei einer akuten Blasenentzündung etwa drei bis fünf Tassen des entsprechenden Tees täglich zu trinken. Um wiederkehrenden Blasenentzündungen vorzubeugen, macht es zudem Sinn, diese Behandlung noch eine Zeit lang weiterzuführen.
Menschen mit einer chronischen Nieren- oder Herzerkrankung sollten die harntreibende Wirkung bestimmter Arzneipflanzen nicht unterschätzen. Eine Therapie mit solchen Teezubereitungen sollte deshalb immer nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Lesen Sie dazu auch: Pflanzliche Arzneimittel bei Blasenentzündung.
Vorsicht bei Bärentraubenblätter-Tee
Ein weiterer beliebter Blasen-Tee wird aus Bärentraubenblättern hergestellt, hier ist allerdings Vorsicht geboten. Die EMA (European Medicines Agency oder Europäische Arzneimittel-Agentur) kommt zwar zu dem Schluss, dass die Zubereitung eines Tees aus Bärentraubenblättern zur Behandlung von Beschwerden bei leichten Harnwegsinfektionen eingesetzt werden kann – allerdings mit Einschränkungen.1
Der Tee darf nur bei Erwachsenen, nicht bei Kindern angewendet werden und nur, wenn vorab durch den Arzt schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen wurden. Auf keinen Fall darf Bärentraubenblätter-Tee bei bekannten Nierenerkrankungen getrunken werden. Auch Nebenwirkungen können auftreten, typisch sind Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen.1
Fazit: Bärentraubenblättern wird eine symptomlindernde Wirkung bei Harnwegsinfekten zugeschrieben, allerdings sollten Sie die Einnahme und Menge vorab unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen.1
Worauf sollte ich bei Getränkewahl achten?
Kein Alkohol, Kaffee oder Zitrussäfte
Viel und ausreichend trinken – das Credo gilt natürlich nicht für jede Art der Flüssigkeitszufuhr, wie man bereits an bestimmten Teesorten sehen konnte. So gibt es durchaus noch andere alltägliche Getränke, die man mit einer Blasenentzündung besser meiden sollte.
Beispielsweise können manche Inhaltsstoffe im Kaffee, in alkoholischen oder in besonders säurehaltigen Getränken die bereits entzündeten Harnwege zusätzlich reizen.
Wärme, Ruhe und ein gutes Buch
Das viele Trinken und Wasserlassen ist übrigens nur halb so viel wert, wenn man sich parallel nicht auch die nötige Entspannung, Ruhe und ausreichend Schlaf gönnt. „Abwarten und Tee trinken“ kann man in diesem Zusammenhang also gerne wörtlich nehmen.
Wenn man Stress meidet und sich vielleicht auch mal zwei Tage aus dem Alltag zurückzieht, steigen die Chancen, dass das körpereigene Immunsystem die bestehende Entzündung schnell und effektiv bekämpft. Und zwar manchmal auch, ohne dass noch zusätzlich ein Antibiotikum eingenommen werden muss.
Wer unter einer akuten Blasenentzündung leidet, sollte außerdem unbedingt darauf achten, die Blasen- und Nierenregion sowie die Füße ausreichend warm zu halten. Neben Wärmflasche, Körnerkissen und dicken Socken stellen z.B. warme Sitz- und Fußbäder eine hilfreiche Alternative dar. Weitere Hausmittel und Tipps finden Sie hier: Hausmittel bei Blasenentzündung.
…nach dem Tee zum Arzt
Ein sehr wichtiger Hinweis zum Schluss
Eine anfänglich unkomplizierte Blasenentzündung, die plötzlich von Fieber, starken krampfartigen Schmerzen, Blut im Urin oder einem zunehmenden Krankheitsgefühl begleitet wird, ist definitiv ein Fall für den Arzt.
Nur er kann mit der entsprechenden Diagnostik sicher feststellen, ob die zunächst harmlose Blaseninfektion doch komplizierter verläuft und ggf. noch mit einem entsprechenden Antibiotikum behandelt werden muss.
Die wichtigsten Fragen auf einen Blick
Was sollte man bei einer Blasenentzündung am besten trinken?
Am wichtigsten ist es zunächst, dass Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen bei einer Blasenentzündung. Das regelmäßige Trinken führt dazu, dass Sie auch häufiger die Toilette aufsuchen und die Bakterien so aus dem Körper herausgespült werden.
Ideale Getränke sind stilles Wasser oder ungesüßte Tees. Denn stark zuckerhaltige Getränke wie Limonaden, Cola oder Fruchtsäfte können ebenso wie Kaffee und Alkohol die entzündeten Schleimhäute zusätzlich reizen.
Wie viel sollte man bei einer Blasenentzündung trinken?
Empfohlen werden etwa zwei Liter pro Tag und das am besten über den Zeitraum verteilt. Die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme bewirkt, dass Sie auch häufiger zur Toilette müssen und die Bakterien in Blase und Harnröhre besser ausgespült werden.
Wenn Sie nur wenig trinken, bleibt dieser Effekt aus und die Bakterien können sich leichter vermehren. Zu viel Flüssigkeit ist hingegen auch nicht gut, weil diese vermutlich die Nieren belasten kann. Über die genaue maximale Menge ist man sich aber uneinig.
Halten Sie sich am besten an die zwei Liter, das ist in jedem Fall ausreichend für den unterstützenden Effekt und bedeutet keine zusätzliche Belastung für den Körper.
Welcher Tee ist gut für Blase und Nieren?
Wenn Sie einige wenige Dinge beachten, können Sie bei der Wahl des Tees eigentlich wenig falsch machen. Am wichtigsten ist es, dass Sie viel trinken. Es gibt jedoch einige Pflanzen und Kräuter, die sich für Blasenentzündungen als besonders hilfreich erwiesen haben. Brennnesselblätter beispielweise haben eine harntreibende Wirkung und unterstützen so das Ausspülen der Bakterien noch zusätzlich. Andere Pflanzen wie Goldrutenkraut oder Bärentraubenblätter wirken antientzündlich.
Aufpassen sollten Sie jedoch, wenn Sie an einer chronischen Nieren- oder Herzerkrankung leiden. Dann muss die Menge von harntreibenden Pflanzenstoffen und Tees entsprechend angepasst werden – sprechen Sie daher vorab am besten mit Ihrem Arzt.
Ist Kamillentee gut bei Blasenentzündungen?
Kamille wird, wie vielen anderen Pflanzen auch, eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Kamillentee ist bei Magen-Darm-Beschwerden ein beliebter Tee, kann aber auch bei Blasenentzündungen getrunken werden.
Ob Sie nun aber Kamillentee bevorzugen oder lieber andere Blasentees trinken möchten, spielt keine entscheidende Rolle. Wichtig ist es, dass Sie bei einer Blasenentzündung viel und über den Tag verteilt trinken. Die Wärme des Tees kann dabei zusätzlich helfen Krämpfe und Bauchschmerzen zu lindern.
Was ist der beste Blasentee?
Den besten Blasentee gibt es sicherlich nicht. Es haben sich jedoch einige Kräuter und Pflanzen durch ihre Eigenschaften als hilfreiche Unterstützung bei einer Blasenentzündung erwiesen. Dazu gehören:
- Ackerschachtelhalm
- Bärentraubenblätter
- Birkenblätter
- Brennnesselblätter
- Goldrutenkraut
- Hauhechelwurzel
- Orthosiphonblätter
Häufig sind auch mehrere der genannten Pflanzenstoffe in Tees kombiniert, um die harntreibenden und entzündungshemmenden Eigenschaften zu verbinden.
Welcher Tee reizt die Blase?
Wenn Sie an keiner chronischen Erkrankung der Nieren oder Leber leiden, können Sie bei der Wahl des Tees eigentlich wenig falsch machen. Der wichtigste Effekt liegt in der Flüssigkeitsaufnahme selbst, denn dadurch werden die Harnwege durchgespült und die Bakterien darin so herausgeschwemmt.
Was Sie jedoch vermeiden sollten, ist das Süßen Ihres Tees. Stark zuckerhaltige Getränke (übrigens auch Limonade oder Fruchtsäfte) können die Schleimhäute der Blase und der Harnwege tatsächlich zusätzlich reizen und so im schlimmsten Fall die Beschwerden sogar noch verschlimmern.
Außerdem sollten Sie bei Bärentraubenblätter-Tee aufpassen. Dieser sollte nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden. Bei Kindern, während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei bekannten Nierenerkrankungen sollte ganz auf den Tee verzichtet werden. Außerdem können Bärentraubenblätter zu Reizungen des Magen-Darm-Traktes führen, mit typischen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen.
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