Rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie & Dr. med. Sonia Trowe
Eine Blasenentzündung (Harnwegsinfektion oder auch Zystitis genannt) ist nicht nur lästig und unangenehm. Für manche Frauen kann eine Harnwegsinfektion auch zur echten Tortur werden – insbesondere, wenn sie häufiger auftritt. Doch was tun, wenn es wieder losgeht mit den typischen Symptomen wie ständiger Harndrang, häufiges tröpfchenweises Wasserlassen, Brennen und Schmerzen beim Urinieren sowie schmerzhaften Krämpfen im Bereich des Unterbauchs?
Heilpflanzen statt Antibiotikum
Galten Antibiotika früher in der Behandlung der akuten Blasenentzündung als echte Wunderwaffe, ist man heute berechtigterweise etwas zurückhaltender mit der Verschreibung dieser Medikamente. Gründe dafür sind nicht nur die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen (Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen), sondern vor allem die zunehmenden Resistenzen der Bakterien.
Stattdessen setzt man heutzutagebei akuten, unkomplizierten Blasenentzündungen mit nur leichten bis mittelgradigen Beschwerden zunehmend auf pflanzliche Arzneimittel und andere rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke.
Bewährtes Heilpflanzen-Trio bei Blasenentzündungen
Es existieren zahlreiche pflanzliche Arzneimittel, welche die mit einer akuten Entzündung der Harnwege einhergehenden typischen Symptome wirksam behandeln können. Aufgrund der sich ergänzenden positiven Effekte haben sich hierbei bestimmte Heilpflanzen-Kombinationen bewährt.
So zeigte eine im Jahr 2018 veröffentlichte klinische Studie¹, dass sich die pflanzliche Kombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel (Canephron®) als sehr wirksam bei der Behandlung der akuten, unkomplizierten Blasenentzündung erwies. Die Dreierkombination wirkt nachweislich schmerzlindernd²,³, krampflösend²,⁴, bakterienausspülend⁵ sowie entzündungshemmend²,³ und behandelt somit umfassend den Symptomkomplex einer Blasenentzündung.
Die Studie zeigt, dass akute, unkomplizierte Blasenentzündungen in vielen Fällen auch ohne Antibiotika behandelt werden können. Wichtig ist dann allerdings, wie in der Studie ein nachweislich wirksames rezeptfreies Medikament zu wählen.
Erfahren Sie mehr dazu hier: Drei Heilpflanzen, die bei der Blasenentzündung nachweislich wirken.
Weitere pflanzliche Arzneimittel
Neben der zuvor genannten Heilpflanzen-Kombination gibt es natürlich noch einige andere rezeptfreie pflanzliche Arzneimittel, die in der Selbstmedikation der akuten Zystitis eingesetzt werden können.
So finden u.a. Präparate mit Bärentraubenblättern, echtem Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Kapuzinerkresse, Meerrettichwurzel oder auch Orthosiphon (Katzenbart) durchaus ihre Daseinsberechtigung. Manche Betroffene setzen dagegen eher auf den Zucker D-Mannose oder auf Cranberrys, obwohl es für letztere derzeit keine eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt.
Wichtig zu wissen!
Eine akute Blasenentzündung sollte man nur dann selbständig mit rezeptfreien Medikamenten therapieren, wenn es sich um eine unkomplizierte Harnwegsinfektion mit lediglich leichten bis mittelschweren Beschwerden handelt.
In diesem Zusammenhang bedeutet unkompliziert, dass …
keine Vorerkrankungen oder Risikofaktoren vorliegen dürfen (z.B. Immunschwäche, Stoffwechsel- oder Krebserkrankung, Nierenfunktionsstörung).
keine Fehlbildungen bzw. Funktionseinschränkungen des Harntrakts bestehen dürfen.
Sie nicht zu einer risikobehafteten Personengruppe gehören (Schwangere, Kinder, Männer, Diabetiker).
Im Gegensatz zu einer unkomplizierten Blasenentzündung, erfordern komplizierte Harnwegsinfekte in der Regel die Behandlung mit einem Antibiotikum und anderen Medikamente.
Mehr dazu finden Sie hier: Medikamente bei Blasenentzündung – ein Überblick
Einen Arzt sollten Sie zudem ebenfalls aufsuchen, wenn es innerhalb der ersten drei bis fünf Tage nach Erkrankungsbeginn zu keiner Besserung gekommen oder gar eine Verschlechterung der Beschwerden eingetreten ist. Das gilt übrigens auch für das Auftreten folgender Symptome:
seitliche, zum Rücken ziehende Flankenschmerzen
ausgeprägtes Krankheitsgefühl begleitet von Fieber/Schüttelfrost
Blut im Urin
Übelkeit, Erbrechen
Lesen Sie mehr dazu unter: Wann zum Arzt?
Quellen: