Blasenentzündung: Was bringt schnelle Hilfe in der Nacht?
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie
Eine Blasenentzündung ist an sich schon unangenehm genug. Treten die Beschwerden auch noch nachts auf, stören die typischen Symptome wie brennende Schmerzen, Blasenkrämpfe und häufiger Harndrang zusätzlich den Schlaf. Was Sie in einer solchen Situation tun können, und welche Hausmittel helfen, die unangenehme Erkrankung möglichst schnell in den Griff zu bekommen, haben wir im folgenden Artikel für Sie zusammengestellt.
Erste Hilfe aus der Hausapotheke
Unser wichtigster Tipp: Achten Sie auf eine gut sortierte Hausapotheke. So haben Sie im Notfall auch mitten in der Nacht alle wichtigen Präparate gegen eine Blasenentzündung zur Hand und müssen nicht erst eine Notfallapotheke oder gar einen Bereitschaftsarzt aufsuchen. Im Einzelnen sind dies die Mittel, die im Notfall Linderung verschaffen können:
Schmerzmittel: Medikamente gegen Schmerzen wie Ibuprofen und Paracetamol sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und sollten in keiner Hausapotheke fehlen. So kann zum Beispiel die dreimal tägliche Einnahme von 400 mg Ibuprofen die typischen Beschwerden eines Harnwegsinfekts lindern. Stehen dagegen krampfartige Schmerzen im Vordergrund, ist eine Behandlung mit Butylscopolamin angezeigt.
Pflanzliche Mittel wie Canephron® Uno: Das Arzneimittel kann bereits bei den ersten Anzeichen einer Entzündung der ableitenden Harnwege von Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren eingenommen werden. Es enthält drei Heilpflanzen, die nachweislich bei Blasenentzündungen helfen1 und wirkt schmerzlindernd2,3, krampflösend2,4, bakterienausspülend5 und entzündungshemmend [2,3].
Viel trinken: Auch wenn es schwerfällt, viel zu trinken und häufige Toilettengänge mit Blasenkrämpfen oder Schmerzen sicher nicht angenehm sind, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr das A und O bei einer Blasenentzündung. Für die empfohlenen 2–3 Liter Trinkmenge eignet sich am besten stilles Mineralwasser, Leitungswasser oder ungesüßte Tees. Getränke wie Kaffee und zuckerhaltige Limonaden sollte man möglichst vermeiden, da sie die ohnehin angegriffene Blase zusätzlich reizen können. Ziel der Trinkkur ist es, infektionsauslösende Bakterien wie Escherichia coli, kurz E.coli, aus der Blase zu entfernen und so die Entzündung zu lindern.
Blasentees: Es gibt eine ganze Fülle von Kräutern, die als Blasentees bei Harnwegsinfektionen ein beliebtes Hausmittel darstellen, auch wenn es keine wissenschaftlichen Belege für ihre Wirksamkeit gibt. In erster Linie haben die meisten Blasen- und Nierentees einen harntreibenden Effekt, der die Urinmenge erhöhen und so die Bakterien rasch aus der Blase schwemmen soll. Darüber hinaus sollen die Inhaltsstoffe nach traditionellem Wissen entzündungshemmend, krampflösend und keimreduzierend auf die Blase wirken. Als Trinkmenge bei einer akuten Blasenentzündung werden täglich etwa drei bis fünf Tassen des entsprechenden Tees empfohlen. Dabei gilt es zu beachten, dass es bei einer entzündlichen Erkrankung der Blase in erster Linie auf die Trinkmenge und nicht unbedingt auf die Art des Getränks ankommt. Wichtig ist, wie bereits erwähnt, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, damit die Harnwege gut durchgespült werden; daher empfiehlt es sich, bei der Anwendung von speziellen Blasen- oder Nierentees zusätzlich stilles Wasser oder ungesüßte Tees aller Art zu trinken, um auf die notwendigen zwei bis drei Liter täglich zu kommen.
Wärme: Den Körper warm zu halten kann helfen, die Muskeln zu entspannen und Schmerzen bei einer Harnwegsinfektion zu lindern. Dazu sind verschiedene Hausmittel geeignet: Nehmen Sie zum Beispiel ein warmes Sitzbad oder legen Sie sich eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen auf den Bauch. Tragen Sie zudem warme Kleidung und packen Sie sich in Decken, um für ein wenig Komfort in der Nacht zu sorgen.
Apfelessigkur: Das Hausmittel Apfelessig soll bei einer akuten Blasenentzündung das Immunsystem stärken und antibakteriell wirken. Dreimal täglich ein Glas warmes Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig getrunken, soll die Bakterien in der Blase abtöten und die Beschwerden rasch lindern.
Homöopathische Mittel (Globuli, Schüßler-Salze): Manche Betroffene haben in ihrer Hausapotheke auch alternativmedizinische Präparate wie z. B. Globuli oder Schüßler-Salze zur Hand. Obwohl auch hier wie bei den Blasentees ein Wirksamkeitsnachweis aussteht, empfehlen Anhänger der homöopathischen Lehre z. B. Cantharis-Globuli6,7 und Schüßler-Salz Nr. 3.8
Auf die Toilette gehen: Auch wenn es unangenehm und sogar schmerzhaft ist: Regelmäßige Toilettengänge sind notwendig, um bei einer Harnwegsinfektion die Bakterien aus der Blase zu spülen. Versuchen Sie nicht, den häufigen Harndrang zu unterdrücken, selbst wenn Sie sich müde fühlen und lieber weiterschlafen würden. Noch ein Wort zur Vermeidung der Honeymoon-Zystitis bei Frauen: Bleiben Sie nach dem Sex nachts bitte nicht mit Ihrem Liebsten unter die Decke eingekuschelt liegen, sondern gehen Sie prinzipiell zügig auf die Toilette – das kann nämlich einer Harnwegsinfektion vorbeugen.
Wann nachts zum Arzt?
Oft hilft es, bei einer unkomplizierten Blasenentzündung mit leichten Beschwerden, auf die genannten Hausmittel oder pflanzliche Arzneimittel zurückzugreifen, damit die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Doch auch wenn das eigene Immunsystem eine unkomplizierte Blasenentzündung meist gut im Griff hat: Manchmal ist ein nächtlicher Arztbesuch unumgänglich. Treten zum Beispiel Fieber, Schüttelfrost oder Schmerzen in den Flanken auf, ist dies ein Hinweis auf eine Nierenentzündung, die zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. In diesem Fall sollten Sie so schnell wie möglich einen Arzt im Bereitschaftsdienst oder eine Notaufnahme aufsuchen und damit nicht bis zum nächsten Werktag warten.
Nächtliche Probleme beim Toilettengang: Ist es wirklich eine Blasenentzündung?
Ein kleiner Hinweis zum Schluss: Nicht immer steckt eine Blasenentzündung hinter nächtlichen Beschwerden beim Wasserlassen. Sie sollten auch an andere Ursachen denken, wenn Sie häufiger oder seltener zur Toilette müssen, ohne dass typische Beschwerden wie Schmerzen oder Brennen auftreten. Dies kann ein Hinweis auf eine chronische Reizblase, eine vergrößerte Prostata bei Männern, Diabetes oder eine Herzschwäche sein. Auch Medikamentennebenwirkungen können die Symptome hervorrufen. Dies gilt insbesondere für die Einnahme von Wassertabletten oder Psychopharmaka (= Mittel gegen Depressionen, Schizophrenie usw.). Wenn Sie über die Ursache Ihrer Beschwerden im Unklaren sind, ist ein Besuch beim Arzt in jedem Fall ratsam.
Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Welche Schmerzmittel helfen nachts bei einer Blasenentzündung?
Zum Beispiel Ibuprofen, aber auch Paracetamol oder bei krampfartigen Schmerzen Butylscopolamin.
Welche Heilpflanzen können bei Harnwegsinfekten helfen?
Zum Beispiel sind Präparate mit den Heilpflanzen Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel bei Harnwegsinfekten wirkungsvoll1. Diese können Schmerzen lindern [2,3], Blasenkrämpfe lösen2,4 das Ausschwemmen der Bakterien aus der Blase fördern5 und die Entzündung hemmen [2,3].
Welche Globuli und Schüssler-Salze sollen bei einer Blasenentzündung helfen?
In der Homöopathie werden viele verschiedene Substanzen bei Harnwegsinfekten eingesetzt. So werden zum Beispiel Cantharis-Blasen-Globuli6,7 verordnet, die den Cantharis-Käfer (Spanische Fliege) als Wirkstoff enthalten, oder auch das Schüssler-Salz Nr. 3.8
Soll ich auch nachts beim Harnwegsinfekt viel trinken?
Ja, auch wenn die Beschwerden nachts auftreten, sollte die Trinkmenge erhöht werden. Es ist hingegen keine gute Idee, mit dem Trinken zu warten, nur weil häufige Toilettengänge den nächtlichen Schlaf stören könnten. Sie riskieren sonst, dass sich die Symptome möglicherweise verschlimmern.
Trinken Sie am besten stilles Wasser und ungesüßten Tee. In Maßen (ca. 3 bis 5 Tassen pro Tag) können auch spezielle Blasen- und Nierentees getrunken werden. Wichtiger als die Getränkeart ist die Trinkmenge: Versuchen Sie, über den Tag verteilt ca. 2 bis 3 Liter zu trinken.
Ist es schlimm, wenn ich nachts nicht zur Toilette gehe, weil ich lieber schlafen möchte?
Ja, gehen Sie zur Toilette, wenn Sie „müssen“, und vermeiden Sie es nicht, weil es Ihnen lästig ist. Der Grund: Wenn infizierter Urin in der Blase bleibt und nicht rechtzeitig ausgeschieden wird, kann dies das Fortschreiten der Infektion begünstigen und die Symptome verschlimmern.
Wann sollte ich beim nächtlichen Harnwegsinfekt einen Arzt zurate ziehen und wo finde ich medizinische Hilfe?
Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die Beschwerden für Sie unerträglich werden und/oder es Anzeichen für eine Ausbreitung der Infektion gibt. Letzteres kann sich zum Beispiel durch Fieber, Schüttelfrost, niedrigen Blutdruck oder Flankenschmerzen bemerkbar machen. Wenn Sie nachts einen Arzt brauchen, können Sie eine Bereitschaftspraxis aufsuchen. Die Adresse einer Praxis, die in Ihrer Nähe geöffnet hat, erfahren Sie unter der Telefonnummer 116117. Ansonsten stehen Ihnen die Notfallambulanzen der Kliniken zur Verfügung. Wer sich zu schwach fühlt, um selbst einen Arzt aufzusuchen, kann unter der Telefonnummer 112 einen Notarzt rufen.
Quellen:
- 1. Wagenlehner, F.M. et al.: Urol Int 2018; 101:327-336.
- 2. Gemeint sind leichte Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen und Krämpfe im Unterleib wie sie typischerweise im Rahmen entzündlicher Erkrankungen der Harnwege auftreten.
- 3. Antientzündliche Eigenschaften von Canephron® wurden im experimentellen Testmodell und antientzündliche und schmerzlindernde Eigenschaften im lebenden Organismus nachgewiesen.
- 4. Krampflösende Eigenschaften von Canephron® wurden im experimentellen Testmodell an Blasenstreifen des Menschen belegt.
- 5. Adhäsionsvermindernde Eigenschaften von Canephron® wurden im experimentellen Testmodell nachgewiesen. Die Anheftung von Bakterien an die Blasenschleimhaut wird vermindert und dadurch die Ausspülung der Bakterien unterstützt.
- 6. Globuli bei Harnwegsinfektion (Homöopathie). Herausgeber: Europäischer Naturheilbund e.V. [Online]. (Aufgerufen am 29.05.24).
- 7. Pensel, H. Homöopathische Arzneien bei Harnwegsinfekten. Herausgeber: Deutsches Netzwerk für Homöopathie [Online]. (Aufgerufen am 29.05.24).>
- 8. Emmerich, P. Schüßler-Salz Nr. 3, Ferrum phosphoricum. Herausgeber: Europäischer Naturheilbund e.V. [Online].