Impfung gegen Blasenentzündung
Aktualisiert am 13.11.2024

Impfung gegen Blasenentzündung

Autoren: , Fachärztin für Urologie & 

Im Zusammenhang mit chronisch rezidivierenden (wiederkehrenden)Blasenentzündungen taucht immer wieder die Frage nach einer Impfung auf.

Gibt es so etwas wirklich? Und wenn ja, wie geht das vor sich? Für wen bietet sich eine Impfung überhaupt an? Muss ich mit Nebenwirkungen rechnen? Wie teuer ist die Behandlung? Würde meine Krankenversicherung eine Impfung bezahlen? Kann ich dann zukünftig bei einer Infektion sogar auf Antibiotika verzichten?

Im nachfolgenden Beitrag werden die wichtigsten Fragen rund um das Thema „Impfung gegen Blasenentzündung“ beantwortet.

Allgemeine vorbeugende Maßnahmen oft ausreichend

Tatsächlich schaffen es viele Frauen allein durch vorbeugende Maßnahmen, ihre Blasenentzündungen nahezu dauerhaft loszuwerden. Dazu zählen z.B.:

Voraussetzung ist natürlich, dass sich keine schwerwiegenderen Ursachen (Fehlbildungen des Harntrakts, neurologisch bedingte Harnblasenstörungen, etc.) oder eine interstitielle Zystitis hinter den wiederkehrenden Blasenentzündungen verbergen. Das ist aber selten der Fall.

Ein kleiner Prozentsatz der Betroffenen muss sich allerdings trotz Umsetzung sämtlicher Empfehlungen zur allgemeinen Prophylaxe von Harnwegsinfektionen weiterhin mit wiederkehrenden Blasenentzündungen herumschlagen.

Langzeitbehandlung mit Antibiotika zunehmend kritisch betrachtet

Früher blieb diesen Frauen dann häufig nur noch die Langzeitprophylaxe mit einem Antibiotikum, welches niedrigdosiert über mehrere Monate gegeben wurde. Eine Vorgehensweise, die heutzutage jedoch zunehmend kritisch betrachtet wird.

Neben den unerwünschten Nebenwirkungen hat vor allem die Zunahme von Bakterien-Resistenzen (Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika) und die häufig unveränderte Rate an Blasenentzündungen nach Beendigung der antibiotischen Langzeitprophylaxe dazu geführt, dass diese Behandlung in den letzten Jahren neu bewertet wurde. Damit wurde dann auch die Suche nach wirksamen Alternativen weiter gefördert.

Und genau aus diesem Grund findet nun auch die Impfung gegen Blasenentzündung zunehmend ihre Daseinsberechtigung.

Immunprophylaxe – Sinn oder Unsinn?

Momentan existieren in Deutschland zwei verschiedene Impfungen zur Vorbeugung von chronisch rezidivierenden Blasenentzündungen. Zum einen gibt es einen Impfstoff zum Schlucken (das Medikament Uro-Vaxom®), die zweite Variante ist eine Impfung als Spritze in den Muskel (das Medikament StroVac®).

Laut aktuellen Empfehlungen zur Langzeitprophylaxe häufig wiederkehrender Harnwegsinfektionen bei Frauen¹ sollte möglichst vor Beginn einer antibiotischen Langzeitprävention eine Behandlung mit einem dieser Impfstoffe in Erwägung gezogen werden.

Immunstimulation zum Schlucken – Uro-Vaxom®

Bei dem Präparat Uro-Vaxom® handelt es sich um ein Immunprophylaktikum in Kapselform. Das Medikament enthält die Bestandteile von 18 verschiedenen Stämmen des Darmbakteriums E. coli. (Escherichia coli ist der häufigste Erreger von Blasenentzündungen.)

Uro-Vaxom® soll verschiedene Abwehrmechanismen des Körpers aktivieren und dadurch zu einer verstärkten Immunantwort im Bereich der Harnwege führen. Im Klartext: Die Impfung zielt darauf ab, die Widerstandskraft des Körpers gegen eben diese Bakterien zu verbessern und dadurch das Risiko für Blasenentzündungen zu senken.

Empfehlung zur Einnahme

Betroffene Frauen sollen das Medikament einmal täglich über drei Monate hinweg einnehmen (insgesamt 90 Kapseln). Die Kapseln werden morgens mit etwas Flüssigkeit etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. Anschließend erfolgt eine dreimonatige Pause.

Die Auffrischung des Impfschutzes findet bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Grundimpfung statt. Hierbei soll im 7., 8. und 9. Monat für jeweils 10 Tage täglich eine Kapsel Uro-Vaxom® eingenommen werden, insgesamt also 30 Kapseln.

Je nach Bedarf kann nach einer dreimonatigen Pause eine erneute Auffrischung (Boosterung) erfolgen.

Das gibt es zu beachten…

Die Impfung mit Uro-Vaxom® ist vor allem zur Therapie chronisch wiederkehrender Harnwegsinfektionen vorgesehen. Das Medikament ist rezeptpflichtig. Die Impfung kann begleitend zu einer bereits bestehenden Akuttherapie der Blasenentzündung begonnen werden.

Sollte es unter der Immunprophylaxe mit Uro-Vaxom® zu neuen, meist milder verlaufenden Blasenentzündungen kommen (sogenannte Durchbruchsinfektionen), wird empfohlen, die Prophylaxe nicht zu unterbrechen.

Mögliche Nebenwirkungen von Uro-Vaxom® äußern sich häufig als Kopfschmerzen, leichte Magen-Darm-Beschwerden oder in Form von gelegentlichen Hautreaktionen.

Die Kosten für eine Grundimmunisierung mit anschließender Auffrischung (insgesamt also 120 Kapseln) liegen bei etwa 150 Euro. Eine Kostenerstattung durch die Krankenversicherung ist nicht immer gegeben und sollte ggf. zuvor abgeklärt werden.

Immunstimulation als Spritze – StroVac®

Der Impfstoff StroVac® ist ebenfalls zur Langzeitprävention chronisch wiederkehrender Infektionen der Harnwege zugelassen. Er enthält als Wirkstoff inaktive Erreger von zehn verschiedenen Bakterienstämmen, die hauptverantwortlich für Blasenentzündungen sind. Darunter finden sich u. a. folgende Bakterien:

  • Escherichia coli
  • Proteus mirabilis
  • Klebsiella pneumoniae

Empfohlenes Behandlungsschema

Betroffene erhalten als Grundimmunisierung alle ein bis zwei Wochen insgesamt drei Spritzen in die Oberarmmuskulatur. Die Auffrischimpfung in Form einer einzelnen Spritze erfolgt in der Regel nach einem Jahr.

Weitere nützliche Informationen…

Auch bei StroVac® ist es möglich, parallel zu einer bestehenden Akuttherapie der Blasenentzündung zu impfen.

Im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen kann es unter StroVac® am häufigsten zu örtlichen Reaktionen mit Rötung und Schwellung im Bereich der Einstichstelle kommen. Häufig treten auch allgemeine Impfreaktionen in Form von Abgeschlagenheit oder grippeähnlichen Symptomen (Schüttelfrost, Fieber, Gliederschmerzen) auf. Betroffene berichten zudem über Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit. Andere Nebenwirkungen treten deutlich seltener auf.

Die Kosten belaufen sich bei einer Impfung mit StroVac® auf ungefähr 150 Euro. Auch bei diesem Medikament werden die Kosten in der Regel nicht von der Krankenversicherung getragen. Dennoch sollte man immer individuell nachfragen.

Fazit zum Schluss

Studien konnten nachweisen, dass sowohl die orale (Tabletten) als auch die parenterale (Spritzen) Immunprophylaxe wirksam gegen chronisch wiederkehrende Harnwegsinfekte ist²´³´⁴. Auch könne durch eine solche Impfung der Einsatz von Antibiotika bei Blasenentzündungen reduziert werden.

Obwohl die aktuellen Behandlungsleitlinien empfehlen, vor Beginn einer Antibiotika-Langzeitprophylaxe eine Therapie mit einer dieser Impfungen in Betracht zu ziehen, weisen Experten gleichzeitig darauf hin, dass „nach der aktuellen Datenlage eine hochwertige Aussage zum Einsatz von StroVac® noch nicht verfügbar sei"¹.

Unter den praktizierenden Ärzten scheint es wiederum unterschiedliche Meinungen zur Wirksamkeit der Impfungen zu geben. Die Erfahrung habe u.a. gezeigt, dass sich eine entsprechend schützende Antwort des Immunsystems nicht bei jeder betroffenen Frau aufbaue.

Alles in allem scheint die Impfung dennoch eine gute Alternative für einige Betroffene zu sein. Diese Patienten sollten sich am besten direkt mit ihrem betreuenden Arzt beraten, um herauszufinden, ob sie ggf. von einer solchen Maßnahme profitieren könnten.

 

Quellen

¹ Leitlinie "Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten"; https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-044.html
²Naber KG, Cho YH, Matsumoto T, Schaeffer AJ.: Immunoactive prophylaxis of recurrent urinary tract infections: a meta-analysis. Int J Antimicrob Agents. 2009; 33/2:111-9.
³Bauer HW, Rahlfs VW, Lauener PA, Bleßmann GS: Prevention of recurrent urinary tract infections with immunoactive E. coli fractions: a meta-analysis of five placebo-controlled double-blind studies. Int J Antimicrob Agents 2002; 19: 451–6 CrossRef
Vahlensieck W. et al.: Rezidivierende Harnwegsinfektionen: Wie vermeiden und behandeln? Dtsch Arztebl 2015; 112(37): [16]
Autor/-in unseres Artikels
Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie
Studium
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut
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Medizinische Prüfung des Artikels
Dr. med. Monika Steiner
Medizinisch geprüft von
Ärztin
Studium
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
Berufliche Stationen
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
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Canephron® Uno Traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung und zur Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden (wie häufigem Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen und verstärktem Harndrang) im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Der Anwender sollte bei fortdauernden Krankheitssymptomen oder beim Auftreten anderer als der in der Packungsbeilage erwähnten Nebenwirkungen einen Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultieren.  Der Anwender sollte bei fortdauernden Krankheitssymptomen oder beim Auftreten anderer als der in der Packungsbeilage erwähnten Nebenwirkungen einen Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultieren. 

Canephron® N Dragees, Canephron® N Tropfen Traditionell angewendet zur unterstützenden Behandlung und zur Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden im Rahmen von entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Canephron® Uno,Canephron® N: Zur Durchspülung der Harnwege zur Verminderung der Ablagerung von Nierengrieß. Hinweis: Canephron® Uno undCanephron® N sind traditionelle pflanzliche Arzneimittel, die ausschließlich aufgrund langjähriger Anwendung für das Anwendungsgebiet registriert sind. Bei fortdauernden Krankheitssymptomen oder beim Auftreten anderer als der in der Packungsbeilage erwähnten Nebenwirkungen sollten Sie ihren Arzt oder eine andere in einem Heilberuf tätige qualifizierte Person konsultieren. Canephron® N Tropfen wird angewendet bei Jugendlichen ab 12 Jahren und Erwachsenen. Wenn Sie sich nach 7 Tagen nicht besser oder gar schlechter fühlen, wenden Sie sich an Ihren Arzt. Canephron® Uno und Canephron® N Dragees enthalten Glucose, Saccharose/Sucrose (Zucker), Lactose. Canephron® N Tropfen enthalten 760 mg Alkohol (Ethanol) pro 5,0 ml entsprechend 152 mg/ml (19 % V/V).

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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