Homöopathie und Globuli bei Blasenentzündung
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie & Dr. med. Sonia Trowe
Homöopathische Mittel sind bei einer akuten Blasenentzündung viel gefragt. Vor allem Frauen, die immer wieder von brennenden Schmerzen beim Wasserlassen, ständigem Harndrang und Krämpfen im Unterbauch geplagt sind, suchen oft verzweifelt nach Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und der nächsten Blasenentzündung vorzubeugen – und das möglichst schonend. Doch sind Globuli dabei der richtige Weg?
Wissenschaftlich nicht belegt
Das klare, ernüchternde Urteil lautet: Nein. Nach bisherigen Erkenntnissen haben die weißen Kügelchen keine nachgewiesene Wirkung. Aber auch wenn Sie an die Homöopathie glauben, weil Sie gute Erfahrungen damit gemacht haben: Bei der Blasenentzündung kommt erschwerend hinzu, dass die Symptome sehr vielfältig sein können. Gemäß der Lehre der Homöopathie werden aber je nach Beschwerden unterschiedliche Einzelsubstanzen empfohlen: Solche, die bei krampfartigen oder eher brennenden Schmerzen, bei ständigem Harndrang oder bei einer bereits abklingenden Harnwegsinfektion helfen sollen. Wenn Sie dem folgen würden, müssten Sie alle auf einmal nehmen.
Es gibt andere natürliche Mittel mit nachgewiesener Wirkung
In der wissenschaftlich orientierten Medizin wird aus gutem Grund sehr genau darauf geachtet, welche Mittel und Heilverfahren tatsächlich nachgewiesen wirksam und somit empfehlenswert sind. Und dabei schneiden durchaus auch natürliche Behandlungsmethoden gut ab – bei der Blasenentzündung zum Beispiel einige Heilpflanzen (mehr dazu hier: Pflanzliche Arzneimittel bei Blasenentzündung). Die Homöopathie mit ihrem Prinzip der Ähnlichkeit (Ähnliches durch Ähnliches heilen) und der Potenzierung (Wirkungsverstärkung durch Verdünnung und „Verschüttelung“) kann diesem wissenschaftlichen Anspruch der nachgewiesenen Wirkung aber nicht standhalten.
Der Mensch als Ganzes im Blick
Bei aller berechtigten Kritik gehört der umfassende Blick auf den Menschen jedoch sicherlich zu den Verdiensten der homöopathischen Krankheitslehre. Viele, die darauf zurückgreifen, schätzen neben den milden Rezepturen genau diesen Ansatz. Tatsächlich spielen bei einer Blasenentzündung wie auch bei anderen Erkrankungen oft viele verschiedene Faktoren eine Rolle, die den Körper in bestimmten Situationen anfälliger für Infektionen machen, wie z.B. Belastung und Stress. Umso wichtiger ist es daher, bei einer akuten Blasenentzündung einen Gang herunterzuschalten und sich Ruhe und ausreichend Schlaf zu gönnen. Darüber hinaus können bewährte Hausmittel die Heilung unterstützen und sind für Körper und Seele gleichermaßen wohltuend. Mehr dazu erfahren Sie hier: Hausmittel bei Blasenentzündung.
Eine gute Alternative: Heilpflanzen bei Zystitis
Wie oben bereits angesprochen, hat sich auch die strenge Schulmedizin weiterentwickelt und zeigt sich inzwischen „natürlichen“ Heilmethoden gegenüber offener – sofern sie ihren Kriterien standhalten. Und da gibt es für die Blasenentzündung durchaus ein paar Kandidaten. So hat die Natur einiges zu bieten, um die Beschwerden effektiv und zugleich schonend zu lindern. Vor allem bestimmte Heilpflanzen-Kombinationen haben sich zur Behandlung in Studien bewährt.
Lesen Sie mehr dazu hier: drei Heilpflanzen, die bei der Blasenentzündung nachweislich wirken.
Es gibt also vielfältige Möglichkeiten, eine akute Blasenentzündung mit natürlichen Mitteln zu lindern. Während die Wirkung der Homöopathie schlicht nicht belegt ist, haben ausgewählte Pflanzenstoffe einen nachgewiesenen Nutzen. Warum also nicht auf schonende und bewährte Mittel zurückgreifen?
Wichtiger Hinweis zum Schluss
Hausmittel und Rezepte aus der Natur sind ein Baustein der Behandlung von akuten Blasenentzündungen. Bei leichten, unkomplizierten Verläufen ohne weitere Risikofaktoren können sie sogar ausreichend sein, um die Infektion gut zu überstehen. In anderen Fällen sind jedoch Medikamente wie Antibiotika unerlässlich. Das sehen übrigens auch gewissenhafte Naturheilkundler und Homöopathen so.
Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Welche Globuli helfen bei einer Blasenentzündung?
Eine nachgewiesene Wirkung gibt es für keines der angebotenen homöopathischen Mittel bei Blasenentzündungen. Unkomplizierte Blasenentzündungen sind infektiös bedingt, werden also durch Bakterien oder andere Krankheitserreger ausgelöst. Bei milden Verläufen ist aber in der Regel keine antibiotische Therapie erforderlich. Der Heilungsprozess kann jedoch durch pflanzliche Arzneimittel und bewährte Hausmittel unterstützt werden.
Welche Mittel helfen bei starkem Harndrang?
Eines der typischen Symptome bei einer Blasenentzündung ist ständiger Harndrang, der mitunter auch nachts anhält. Dagegen hilft es am besten viel zu trinken – klingt im ersten Moment seltsam, ist aber eine der einfachsten und effektivsten Maßnahmen, die Sie bei einer Blasenentzündung unternehmen können.
Wenn Sie regelmäßig trinken – am besten etwa 2 Liter über den Tag verteilt – wird ein Teil der Bakterien bei jedem Toilettengang ausgespült und so deren Vermehrung reduziert. In weiterer Folge werden so die Entzündungsreaktion und damit auch die unangenehmen Beschwerden gelindert.
Wenn Sie nur wenig trinken, verspüren Sie bei einer Blasenentzündung den ständigen Harndrang trotzdem, zudem wird beim Toilettengang aber nur so wenig Urin ausgeschieden, so dass die Bakterien nicht wirksam ausgespült werden. Wenn Sie ausreichend trinken, werden Sie anfangs zwar ebenfalls den vermehrten Harndrang spüren, allerdings wird dieser mit der Zeit deutlich nachlassen und auch das Brennen beim Wasserlassen wird schnell besser.
Gibt es pflanzliche Arzneimittel, die bei einer Blasenentzündung helfen?
Ja, unkomplizierte Blasenentzündungen bei ansonsten gesunden Frauen müssen nicht notwendigerweise mit Antibiotika behandelt werden. Es hilft aber, das körpereigene Abwehrsystem beim Heilungsprozess zu unterstützen, um die Beschwerden schneller zu lindern und die Erkrankungsdauer zu verkürzen. Dabei haben sich besonders Kombinationen aus mehreren Heilpflanzen mit unterschiedlicher Wirkung bewährt.
Lesen Sie mehr dazu hier: Drei Heilpflanzen, die bei der Blasenentzündung nachweislich wirken.
Welche Kräuter helfen bei Blasenentzündungen?
Es gibt viele Pflanzenstoffe mit unterschiedlichen Wirkungen, die bei Blasenentzündung eingesetzt werden können. Dabei können auch mehrere Effekte kombiniert werden. Beispielsweise haben Rosmarin, Liebstöckelwurzel und Schachtelhalmkraut eine harntreibende Wirkung, die so das Ausspülen der Bakterien fördert. Andere Pflanzen wie Tausendgüldenkraut, Goldrutenkraut oder Kurkuma haben einen entzündungshemmenden Effekt.
Mehr zu den einzelnen Wirkungsweisen der Pflanzen lesen Sie hier: Von Rosmarin bis Liebstöckel – die Mischung macht's.