Kann man mit einer Blasenentzündung schwimmen gehen oder baden?
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie
Bei einer Blasenentzündung sind Ruhe, Wärme und viel trinken angesagt. Doch wie sieht es mit schwimmen und baden aus, fragen sich manche Betroffene, vor allem wenn die Infektion gerade in die Urlaubs- oder Sommerzeit fällt. Wir sind dem nachgegangen und haben auch zusammengefasst, was beim Schwimmen und Baden mit einer Harnwegsinfektion zu beachten ist. Außerdem klären wir die Frage, ob man sich im Schwimmbad oder in Gewässern eine Blasenentzündung holen kann.
Schwimmen mit Blasenentzündung: ja oder nein?
Grundsätzlich sollte man bei einer Harnwegsinfektion lieber nicht schwimmen gehen, egal ob im Schwimmbad, im See oder im Meer. Denn dies kann eine schnelle und unkomplizierte Ausheilung der schmerzhaften Entzündung beeinträchtigen. Das liegt zum einen an den niedrigen Wassertemperaturen, zum anderen aber auch an der Badebekleidung.
Niedrige Temperatur schwächt das Immunsystem
Die Kälte im Wasser oder nach dem Schwimmen – vor allem, wenn der nasse Badeanzug oder Bikini danach anbehalten wird – kann die Durchblutung der Schleimhäute im Genitalbereich reduzieren. Dies wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus, sodass das körpereigene Abwehrsystem die krankheitsauslösenden Bakterien wie z. B. Escherichia coli nicht effektiv bekämpfen kann. In der Folge heilt die Blasenentzündung (Zystitis) langsamer ab oder verschlimmert sich sogar.
Badeanzug und Bikini fördern das Keimwachstum
Neben der Kälte spielt auch die Badekleidung selbst eine wichtige Rolle, denn das Tragen feuchter Schwimmsachen kann die Infektion verstärken. Das liegt nicht nur an der Feuchtigkeit, sondern auch am Material. Badebekleidung besteht in der Regel aus Kunstfasern, die, anders als beispielsweise Baumwolle, keine Luft an die Haut lassen. In diesem feuchten Milieu gedeihen krankheitserregende Bakterien besonders gut, was wiederum die Blasenentzündung fördert.
Reizstoffe im Wasser
Ein weiterer Punkt sind Chemikalien im Badewasser. So kann z. B. Chlor, das dem Schwimmbadwasser zur Desinfektion zugesetzt wird, bei einem Harnwegsinfekt die ohnehin strapazierte Haut im Bereich der Harnröhre zusätzlich reizen. Eine Zunahme der Beschwerden wie starkes Brennen beim Wasserlassen ist möglich.
Schwimmen bei Zystitis: Was gilt es zu beachten?
Aber was, wenn man trotzdem nicht auf das kühle Nass verzichten möchte? In dem Fall sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen:
Halten Sie sich nicht zu lange im Wasser auf, damit Sie nicht auskühlen.
Duschen Sie sich nach dem Baden gründlich ab, um das hautirritierende Chlor und die eventuell an der Haut haftenden Keime zu entfernen.
Achten Sie darauf, dass beim Waschen und nach dem Toilettengang keine Darmkeime in den Intimbereich gelangen.
Trocknen Sie sich unbedingt nach dem Schwimmen ab und wechseln Sie die Badekleidung. Wenn wir schon beim Thema Kleidung sind: Tragen Sie generell am besten Unterwäsche aus Baumwolle oder feinem Woll-Seide-Gemisch und vermeiden Sie String-Tangas. Letztere können den Transfer von Darmbakterien in den Harntrakt begünstigen.
Halten Sie sich nach dem Schwimmen warm. Wickeln Sie sich zum Beispiel in ein Badetuch oder tragen Sie einen Bademantel. Stellen Sie auch sicher, dass Ihre Füße nicht auskühlen!
Trinken Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit, damit Keime aus dem Harntrakt gespült werden und nicht zu lange in der Blase verbleiben.
Gehen Sie regelmäßig auf die Toilette, auch wenn Sie dadurch den Badespaß für eine kurze Zeit unterbrechen müssen. Durch eine ausreichende Trinkmenge und regelmäßiges Entleeren der Blase reduzieren Sie die Keimzahl in der Blase und unterstützen den Körper dabei, die Infektion zu bekämpfen.
Baden mit Blasenentzündung: Risiko oder Wohltat?
Besser als das Schwimmbad oder der See eignet sich für Personen mit einer Blasenentzündung das heimische Badezimmer. Denn ein warmes Bad kann bei einem Harnwegsinfekt entspannend und schmerzlindernd wirken. Das gilt auch für ein Sitzbad. Vor allem, wenn dem Wasser entzündungshemmende Zusätze wie Kamille beigemischt werden, kann ein solches Bad Unterleibsschmerzen und krampfartige Beschwerden bei einer Zystitis lindern.
Wichtig ist jedoch, dass sie beim Baden nicht auskühlen. Deshalb sollten Sie nicht zu lange im Wasser bleiben und sich nach dem Bad zeitig abtrocknen und warmhalten.
Kann man sich im Schwimmbad eine Harnwegsinfektion zuziehen?
Ja, es gibt einen Zusammenhang zwischen Schwimmen und dem Risiko, an einem Blaseninfekt zu erkranken. Dies ist zum einen auf Krankheitserreger in verunreinigtem Wasser, zum anderen aber auch auf eine Selbstinfektion mit Darmkeimen zurückzuführen.
Mehrere Studien legen nahe, dass Schwimmen das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen kann. Eine norwegische Untersuchung zeigte beispielsweise eine deutlich gesteigerte Gefährdung durch antibiotikaresistente Keime in natürlichen Gewässern. Auch kann das Bakterium Pseudomonas aeruginosa bei Whirlpoolnutzern Harnwegsinfektionen auslösen. Kontaminiertes Badewasser kann also eine Keimquelle sein. Aber auch nach dem Schwimmen in sauberen Gewässern oder ausreichend gechlorten Pools kann ein Infekt auftreten. Die Krankheitserreger, die eine Blaseninfektion auslösen, entstammen nämlich häufig unserer eigenen Darmflora. Eine Kombination aus Unterkühlung und dadurch geschwächtem Immunsystem, nasser Badehose – ein idealer Ort für das Wachstum von Mikroorganismen – und verschleppten Darmbakterien wie Escherichia coli tragen dann zum Ausbruch einer Blasenentzündung bei.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Schwimmen bei einer Blasenentzündung mit Vorsicht zu genießen ist. Während ein warmes Bad in der heimischen Badewanne, mit den richtigen Zusätzen, helfen kann, die Symptome zu lindern, sollten Schwimmbäder, Seen oder das Meer in dieser Zeit besser gemieden werden. Ruhe und Wärme sind für die Genesung entscheidend. Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie sich eine kleine Pause gönnen, um möglichst schnell wieder fit zu werden.
FAQ Schwimmen und Baden bei Blasenentzündung
1. Kann ich mit einer Blasenentzündung schwimmen gehen?
Es wird empfohlen, bei einer Blasenentzündung auf das Schwimmen im Schwimmbad, See oder Meer zu verzichten. Gechlortes Wasser reizt die Schleimhäute und die Auskühlung des Körpers kann die Abwehrkräfte zusätzlich schwächen. Mögliche Folgen sind eine Zunahme der Beschwerden und eine längere Heilungsdauer.
2. Kann man mit einer Blasenentzündung baden?
Ein warmes Bad kann die Beschwerden lindern. Hilfreich sind auch Zusätze wie Kamille. Es ist wichtig, sich nach dem Bad schnell abzutrocknen und sich warm zu halten, um eine Auskühlung zu vermeiden.
3. Kann man sich im Schwimmbad einen Harnwegsinfekt holen?
Es ist möglich, sich in der Badeanstalt eine Harnwegsinfektion zuzuziehen. Wir wissen aber, dass das Wasser als Keimquelle selten den Infekt bedingt. Vielmehr spielen Faktoren wie Unterkühlung, die das Immunsystem schwächt und anfälliger für Harnwegsinfektionen macht, ein keimförderndes Milieu in nasser Badebekleidung und der Transfer körpereigener Darmkeime in die Blase eine Rolle. Einfache Vorsichtsmaßnahmen wie gründliches Duschen nach dem Schwimmen, Wechseln der nassen Badekleidung, Warmhalten und ausreichendes Trinken können dabei helfen, das Risiko zu reduzieren.
Quellen