Hilft Ibuprofen bei einer Blasenentzündung?
Autoren: Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie
Für das Schmerzmittel Ibuprofen gibt es zahlreiche Anwendungsgebiete. Auch bei einer Harnwegsinfektion, die mit den typischen Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen in der Blase einhergeht, wird es von manchen Betroffenen eingesetzt. Doch wie wirksam ist eine solche rein symptomatische Behandlung mit Ibuprofen im Vergleich zu einer Antibiotika-Therapie und was ist bei der Einnahme des Schmerzmittels im Hinblick auf Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten?
Ibuprofen als unterstützende Maßnahme bei Harnwegsinfekten
Das körpereigene Abwehrsystem ist meistens in der Lage, Infektionen erfolgreich zu bekämpfen. Vor allem bei Frauen mit einer unkomplizierten akuten Blasenentzündung (d. h. bei Fehlen potenzieller Risikofaktoren wie Harnleiterenge, Nierensteine, schlecht eingestellter Diabetes o. ä.) ist die Spontanheilungsrate ohne eine antibiotische Therapie sehr hoch und liegt nach einer Woche bei etwa 30 bis 50 %. Ziel der Behandlung von Harnwegsinfekten ist daher vor allem die rasche Linderung der Beschwerden und die Unterstützung des Körpers im Kampf gegen die infektionsauslösenden Bakterien (z. B. Escherichia Coli). Dies gelingt beispielsweise mithilfe von Hausmitteln wie viel Trinken und Wärme, aber auch durch schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen. Der Wirkstoff, der zu den nichtsteroidalen Antirheumatika zählt, greift in das Entzündungsgeschehen und die Schmerzwahrnehmung ein. Auf diese Weise lindert er Schmerzen, kann die Entzündung hemmen und das Fieber senken. All diese Wirkmechanismen können bei einer Blasenentzündung hilfreich sein, auch wenn Ibuprofen die Bakterien, die den Infekt verursachen, nicht direkt angreifen und zerstören kann.
Ibuprofen bei Blasenentzündung: Ein Ersatz für Antibiotika?
Das Schmerzmittel kann eine Antibiotika-Therapie teilweise entbehrlich machen. Das zeigt eine deutsche Studie mit knapp 500 Probandinnen, die an einem leichten bis mittelschweren unkomplizierten Harnwegsinfekt litten.
Die Wissenschaftler verglichen, wie wirksam eine Behandlung mit Ibuprofen gegenüber einer Antibiotikatherapie mit Fosfomycin ist. Das Ergebnis: Von den Patientinnen, die eine rein symptomatische Therapie mit dreimal täglich 400 mg Ibuprofen über drei Tage erhielten, waren 70 Prozent nach einer Woche beschwerdefrei. In der Fosfomycin-Gruppe waren es 80 %. Diese Daten zeigen auch, wie gut die Selbstheilungskräfte unseres Immunsystems bei Blasenentzündungen funktionieren. Bei den meisten Frauen in der Ibuprofen-Gruppe heilte die Infektion mit der Zeit ab, ohne dass sie ein Antibiotikum brauchten. Allerdings war die Einnahme des Schmerzmittels im Vergleich zur Behandlung mit Fosfomycin auch mit einigen Nachteilen verbunden: So litten die Frauen in der Ibuprofen-Gruppe stärker unter Schmerzen beim Wasserlassen, häufigerem Harndrang und Unterleibsschmerzen als die Frauen in der Fosfomycin-Gruppe. Auch das Risiko, dass sich die Infektion ausbreitet, war in der Ibuprofen-Gruppe etwas höher: Unter dem Schmerzmittel entwickelten fünf Frauen eine Nierenbeckenentzündung, unter dem Antibiotikum war nur eine betroffen.
Diese Forschungsarbeit zeigt, dass bei einem leichten Harnwegsinfekt ohne erhöhtes Komplikationsrisiko eine rein symptomatische Therapie, zum Beispiel mit Ibuprofen zur Linderung der Beschwerden, durchaus eine Option ist. Dadurch könnte die Zahl der Antibiotikaverordnungen und damit die Gefahr der bakteriellen Resistenzentwicklung reduziert werden. Doch ein grundsätzlicher Verzicht auf Antibiotika, auch bei einer mild verlaufenden Blasenentzündung, kann angesichts der etwas höheren Effektivität der Antibiotikatherapie und geringeren Komplikationsrate nicht empfohlen werden. Die Entscheidung, ob ein Antibiotikum oder ein rein symptomlinderndes Mittel wie Ibuprofen für Sie infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab und sollte individuell zusammen mit Ihrem Arzt getroffen werden.
Wann wird Ibuprofen bei einer Harnwegsinfektion eingesetzt?
Das Schmerzmittel kann bei einer Entzündung der Blase, egal ob zusätzlich mit oder ohne Antibiotikum behandelt, die Beschwerden lindern. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass nichts gegen eine Behandlung mit Ibuprofen spricht, wie z. B. eine Grunderkrankung oder Medikamente, die Sie zusätzlich einnehmen. Auch ist auf die Einnahmedauer und Dosierung zu achten, denn mit zunehmender Therapielänge und Einnahmemenge steigt auch das Risiko für Nebenwirkungen.
Vorsicht bei Magengeschwüren, Antidepressiva und Schwangerschaft!
Es gibt einige Aspekte, die gegen eine Behandlung mit Ibuprofen sprechen. So sollten Sie das Schmerzmittel besser nicht einnehmen, wenn bei Ihnen in der Vergangenheit bereits mehrfach Magengeschwüre aufgetreten sind. Gleiches gilt bei schweren Leber-, Nieren- oder Herzproblemen. Auch im letzten Schwangerschaftsdrittel wird wegen möglicher Organschäden beim Ungeborenen von der Einnahme von Ibuprofen abgeraten. Zudem weisen Studien auf ein erhöhtes Fehlbildungs- und Fehlgeburtsrisiko bei Einnahme von Ibuprofen im ersten Schwangerschaftsdrittel hin.
Hinzu kommt, dass sich das Schmerzmittel nicht mit allen anderen Medikamenten verträgt. Wenn Sie z. B. Kortison, Aspirin oder Antidepressiva der Klasse SSRI (wie Sertralin, Citalopram) einnehmen, kann sich das Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Trakt erhöhen.
Eine detaillierte Auflistung der Grunderkrankungen bzw. der Medikamente, bei denen auf die Einnahme von Ibuprofen verzichtet bzw. vorher Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden sollte, finden Sie in der Packungsbeilage.
Fazit
Bei einer entzündeten Blase kann Ibuprofen als unterstützende Behandlung zur Linderung starker Schmerzen sinnvoll sein. Zum Teil kann dies auch helfen, eine Antibiotika-Therapie zu umgehen und Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen und Blasenkrämpfe zu mildern, bis das eigene Immunsystem die Bakterien erfolgreich abgewehrt hat. Dies gilt vor allem bei einer leichten bis mittelschweren unkomplizierten Blasenentzündung. Bei der Behandlung von Harnwegsinfektionen mit Ibuprofen sind jedoch auch Aspekte wie mögliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen. Zu beachten ist außerdem, dass das Schmerzmittel im Gegensatz zu Antibiotika die Bakterien nicht direkt abtöten kann und die typischen Symptome einer Blasenentzündung zunächst etwas intensiver sein können als unter einer Antibiotikatherapie. Hier empfiehlt es sich, zusätzlich Hausmittel anzuwenden, wie sich warmzuhalten, viel zu trinken und auch pflanzliche Präparate unterstützend einzusetzen.
Quellen: