Fosfomycin bei Blasenentzündung: Anwendung, Wirkung und wichtige Aspekte der Behandlung
Blasenentzündungen werden häufig durch Bakterien verursacht, die über die Harnröhre in die Blase gelangen. Um den Symptomen einer solchen bakteriellen Infektion möglichst schnell entgegenzuwirken, kommen neben pflanzlichen Präparaten und Hausmitteln wie Wärme auch Antibiotika zum Einsatz. Zu den bewährten Wirkstoffen gehört hier Fosfomycin, das durch seine einfache Anwendung und gute Wirksamkeit eine zentrale Rolle bei der Behandlung der unkomplizierten Harnwegsinfektion spielt.
Was ist Fosfomycin und wie wirkt es?
Fosfomycin ist ein Breitbandantibiotikum, das zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt wird. Es wird unter anderem bei Infektionen des Harntrakts angewandt. Der Wirkstoff wurde bereits in den 1960er Jahren entdeckt und hat sich seitdem als verlässliches Mittel gegen verschiedene Erreger von Harnwegsinfektionen etabliert. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass das Risiko einer Resistenzbildung gegen dieses Antibiotikum insgesamt als relativ gering angesehen wird. Das Antibiotikum ist zugelassen zur Behandlung der sogenannten unkomplizierten Blasenentzündung bei Frauen und Mädchen ab dem 12. Lebensjahr.[1,2] Aufgrund der unterschiedlichen Anatomie des männlichen Körpers werden Harnwegsinfekte bei Männern in der Regel als kompliziert eingestuft, weshalb bevorzugt andere Antibiotika zum Einsatz kommen.[1]
Breites Wirkspektrum von Fosfomycin
Fosfomycin wirkt gegen viele sogenannte grampositive und gramnegative Erreger. Das Wirkspektrum umfasst u. a. Streptokokken, Escherichia coli und Enterobacter2, einschließlich multiresistenter Stämme wie etwa ESBL-bildende Bakterien (ESBL = Beta-Laktamasen mit erweitertem Spektrum).[3] Unwirksam dagegen ist es beispielsweise bei einer Infektion mit Staphylococcus saprophyticus.[1]
Gute Wirkung in der Blase über viele Stunden
Die gute Effizienz von Fosfomycin bei Harnwegsinfektionen hängt auch mit dem Ausscheidungsweg des Antibiotikums im Körper zusammen: Der Wirkstoff wird über die Nieren abtransportiert, was zu einer hohen Konzentration des Medikaments im Urin führt und somit zu einer guten Wirksamkeit in der Blase. Der Wirkstoff bleibt dort lange aktiv und kann so auch bis zu 36 Stunden hinweg die Infektion bekämpfen.[2]
Fosfomycin: Wie lange dauert es, bis sich die Symptome bessern?
Patientinnen berichten häufig von einer deutlichen Besserung der Symptome bereits innerhalb von drei Tagen nach der Einnahme.4 Brennende Schmerzen beim Wasserlassen, der häufige Harndrang und die Unterleibsschmerzen können somit schon in dieser Zeit spürbar nachlassen.
Die Symptome klingen oft schnell ab, doch bis zur vollständigen Genesung kann es einige Zeit dauern. Wenn die Beschwerden nach drei Tagen nicht deutlich zurückgegangen sind oder sich gar verschlimmern, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Denn in seltenen Fällen kann sich die Infektion trotz Antibiotika-Therapie ausbreiten und auf die Nieren übergreifen. In diesem Fall muss die Antibiotikabehandlung auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden.
Fosfomycin im Vergleich zu anderen Antibiotika
Fosfomycin überzeugt durch seine einfache Anwendung und hohe Wirksamkeit, weshalb es häufig zur Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen bevorzugt wird.
Im Vergleich zu anderen antibiotischen Arzneimitteln wie Nitrofurantoin oder Trimethoprim, die über mehrere Tage hinweg eingenommen werden müssen, bietet Fosfomycin den Vorteil der Einmalgabe: Eine einzige Portion von 3 g Fosfomycin-Granulat – aufgelöst in einem Glas Wasser und sofort getrunken – reicht für die komplette Behandlung aus.2
Zudem weist es trotz der kurzen Therapiedauer ein gutes Wirkprofil auf. Eine wissenschaftliche Studie hat beispielsweise belegt, dass, verglichen mit anderen gängigen Antibiotika wie Trimethoprim-Sulfamethoxazol und Ciprofloxacin, unter Fosfomycin die Heilungsrate höher war und dass Nebenwirkungen seltener auftraten.5 Im Vergeich zum Antibiotikum Nitrofurantoin zeigte es jedoch eine etwas geringere Therapieeffizienz.[4]
Fosfomycin im Vergleich zu pflanzlichem Präparat
In der CanUTI-7-Studie6 wurde die Wirksamkeit von Fosfomycin mit der einer pflanzlichen Dreierkombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel (z. B. enthalten in Canephron® Uno) bei Frauen mit unkomplizierter Blasenentzündung verglichen. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Der Anteil der Frauen, die kein zusätzliches Antibiotikum benötigten, war in beiden Gruppen fast gleich.
- Auch die Linderung der Beschwerden und die Verbesserung der Lebensqualität waren in beiden Gruppen am Ende der Therapie vergleichbar6.
- Dasselbe galt für die Nebenwirkungsrate6.
Diese Daten deuten an, dass bei Frauen mit unkomplizierter Blasenentzündung oftmals auch auf ein Antibiotikum verzichtet und stattdessen ein pflanzliches Präparat eingenommen werden kann. Die Studie wird auch in der aktuellen Leitlinie (Stand 2024) zum Management unkomplizierter Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen7 zitiert und spielt somit eine wichtige Rolle bei der Neubewertung nicht-antibiotischer Therapieoptionen.
Einnahme von Fosfomycin: am besten auf leeren Magen
Zurück zu Fosfomycin: Das Antibiotikum sollte idealerweise auf nüchternen Magen eingenommen werden, also mindestens zwei bis drei Stunden vor oder nach einer Mahlzeit.2 Dies verbessert die Aufnahme des Wirkstoffs im Magen-Darm-Trakt. Nahrungsmittel können nämlich die Aufnahme von Fosfomycin aus dem Darm verzögern und so die Wirkung des Antibiotikums negativ beeinflussen. Am besten ist es, das Medikament vor dem Schlafengehen oder nach dem Wasserlassen anzuwenden, damit es möglichst lange in der Harnblase verbleiben und wirken kann.
Nicht vergessen: viel trinken und warmhalten!
Trotz des oft raschen Wirkeintritts des Antibiotikums sollten Sie nicht vergessen, den Heilungsprozess zu unterstützen, indem Sie den Körper warmhalten und viel trinken. Durch eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern Wasser oder ungesüßtem Tee lassen sich die Bakterien schneller aus der Blase spülen und die Heilung beschleunigen.
Nebenwirkungen von Fosfomycin
Wie fast jedes Medikament kann auch Fosfomycin Nebenwirkungen verursachen. Diese können, müssen aber nicht auftreten:
- Die häufigsten Begleiterscheinungen betreffen den Magen-Darm-Trakt und äußern sich in Form von Durchfall, Verdauungsstörungen oder Übelkeit.[2]
- Häufig treten auch Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane (Vulvovaginitis), Kopfschmerzen, Schwindel und allgemeine Schwäche auf.[2]
Gelegentlich kann es auch zu Veränderungen der Blutwerte (verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen, erhöhte Thrombozytenzahl oder Leberwerte), Missempfindungen (Parästhesien), Erbrechen und Bauchschmerzen, Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz und Müdigkeit kommen.[2]
- Selten wird von beschleunigtem Herzschlag (Tachykardie) berichtet.[2]
- Nicht gänzlich auszuschließen sind zudem teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen (bis hin zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock), Dickdarmentzündung (Kolitis), Wasseransammlungen im Körpergewebe (Angioödeme), toxische Hautausschläge und Sehnervenentzündungen. Ebenso kann es zu niedrigem Blutdruck oder Asthma kommen.[2]
Wer sollte kein Fosfomycin einnehmen?
Fosfomycin sollte in bestimmten Fällen nicht angewandt werden. Dies gilt bei:
- einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.[1]
- einer stark eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance <10 ml/min).[1,2]
- einem Lebensalter unter 12 Jahren: Für Kinder unter 12 Jahren wird Fosfomycin nicht empfohlen, da es bisher nicht genügend Daten zur sicheren Anwendung in dieser Altersgruppe gibt.
- einer Zuckerstoffwechselstörungen: Personen mit hereditärer Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorptionsstörung oder einem Saccharose-Isomaltase-Mangel sollten das Medikament besser meiden, da viele Fosfomycin-Präparate Sucrose enthalten. Dieser Zuckerstoff kann für die Betroffenen problematisch sein.[1,2]
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Fosfomycin kann mit bestimmten anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten, was die Wirkung der einzelnen Präparate entweder verstärken oder abschwächen kann. Falls Sie regelmäßig andere Arzneimittel einnehmen, sollten Sie dies daher vor der Einnahme von Fosfomycin mit Ihrem Arzt besprechen. Dies gilt vor allem auch für Medikamente, die die Tätigkeit des Magen-Darm-Traktes beschleunigen, sowie für bestimmte Mittel zur Blutverdünnung:
Besondere Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Einnahme von Metoclopramid, einem Medikament, das zur Linderung von Übelkeit und Förderung der Magen-Darm-Tätigkeit zum Einsatz kommt. Dieses Medikament und ähnlich wirkende Präparate, die die Magen-Darm-Passage beeinflussen, können die Ausscheidung von Fosfomycin beschleunigen und somit dessen Wirksamkeit beeinträchtigen.[1,2]
Darüber hinaus kann Fosfomycin die Wirkung bestimmter Blutverdünner aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten wie Acenocoumarol, Phenprocoumon und Warfarin verstärken. Die mögliche Folge ist eine erhöhte Blutungsgefahr.[2]
Was tun, wenn Fosfomycin nicht wirkt?
In der Regel wirkt Fosfomycin sehr gut bei der Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen. Doch manchmal erzielt das Antibiotikum nicht den gewünschten Effekt. Gründe für das Ausbleiben der Wirkung können sein:
- Die falsche Einnahme des Medikaments: Fosfomycin sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden, um die maximale Resorption im Magen-Darm-Trakt zu gewährleisten.
- Wechselwirkungen mit Medikamenten: Metoclopramid und andere Medikamente, die abführende Eigenschaften haben, können die Aufnahme des Antibiotikums negativ beeinflussen.
- Resistenz der Bakterien gegenüber Fosfomycin: Fosfomycin weist generell eine geringe Resistenzrate auf. Dennoch gibt es Bakterienstämme, die unempfindlich auf das Antibiotikum reagieren.
Wenn Fosfomycin nicht ausreichend wirkt und die Symptome der Blasenentzündung nach drei Tagen weiterhin bestehen oder sich sogar verschlimmern, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um der Ursache hierfür auf den Grund zu gehen und gegebenenfalls die Therapie anzupassen.
Fosfomycin in der Schwangerschaft und Stillzeit
Bei einem Harnwegsinfekt während der Schwangerschaft ist eine Behandlung mit Fosfomycin möglich, jedoch werden häufig andere Antibiotika bevorzugt. Das Medikament wird – aufgrund der bislang begrenzten Datenlage und den besser untersuchten Alternativen – in der Schwangerschaft eher als Mittel der 2. Wahl angesehen.[8] Bereits länger bewährte Alternativen in dieser Lebensphase sind beispielsweise Wirkstoffe aus der Gruppe der Penicilline (z. B. Pivmecillinam) oder der Cephalosporine (z. B. Cefuroxim).8
Zwar deuten Studien bislang nicht auf eine Gefährdung des ungeborenen Kindes durch Fosfomycin hin, jedoch ist das derzeitige Wissen zur Sicherheit einer Behandlung mit dem Antibiotikum im ersten Schwangerschaftsdrittel begrenzt.[1] So ist es nicht verwunderlich, dass laut Experten der Berliner Charité die Erfahrungsstufe mit Fosfomycin in der Schwangerschaft nur als mittelmäßig eingestuft wird.[8]
Ebenso sind die bisherigen Erkenntnisse über die Anwendung von Fosfomycin während der Stillzeit limitiert. Allerdings wird angenommen, dass eine geringe Menge des Medikaments in die Muttermilch gelangt. Dies kann in seltenen Fällen beim gestillten Kind Durchfall zur Folge haben.[8] Somit gelten auch während der Stillzeit Penicilline oder Cephalosporine als die bessere Wahl.8 Wenn Sie dennoch eine Behandlung mit Fosfomycin bevorzugen, können Sie nach heutigem Wissensstand im Anschluss an die einmalige orale Gabe weiterstillen und müssen keine Stillpause einhalten.[8]
Fazit
Fosfomycin is eine effektive und anwenderfreundliche Therapieoption für die Behandlung von Blasenentzündungen. Durch die einmalige Gabe und den schnellen Wirkungseintritt gehört es zu den bevorzugten Antibiotika bei akuten Harnwegsinfektionen. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit kann es eingesetzt werden, primär werden hier aber andere, länger bekannte Antibiotika bevorzugt und Fosfomycin als zweite Wahl angesehen.
Die Einnahme von Fosfomycin sollte, wie bei allen Antibiotika, mit Bedacht erfolgen, denn Nebenwirkungen und Resistenzen sind nicht auszuschließen. Alternativ kann die akute unkomplizierte Blasenentzündung auch ohne Antibiotika behandelt und dabei können auch gute Heilungserfolge erzielt werden [7]. Hierfür kann z.B. das pflanzliche Präparat Canephron® Uno zum Einsatz kommen, das seine Wirksamkeit in der vorgestellten Studie unter Beweis gestellt hat.
Quellen
- 1. Fachformation: Fosfomycin Aristo 3000 mg Pulver zur Herstellung einer Lösung zur Einnahme. 2023. Herausgeber: Aristo Pharma GmbH
- 2. Horsthemke, S. Fosfomycin. 2018. [Online] https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Fosfomycin_691
- 3. Avent, M.L., Rogers, B.A., Cheng, A.C. et al. (2018), Fosfomycin: what was old is new again. Intern Med J, 48: 1425-1429. https://doi.org/10.1111/imj.14122
- 4. Huttner A, Kowalczyk A, Turjeman A, et al. Effect of 5-Day Nitrofurantoin vs Single-Dose Fosfomycin on Clinical Resolution of Uncomplicated Lower Urinary Tract Infection in Women: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2018;319(17):1781–1789. doi:10.1001/jama.2018.3627
- 5. Hadidi, M.F., Alhamami, N., Alhakami, M. et al. Antibiotics efficacy in clinical and microbiological cure of uncomplicated urinary tract infection: a systematic review and network meta-analysis. World J Urol 42, 221 (2024). [Online] https://doi.org/10.1007/s00345-024-04922-5
- 6. Wagenlehner, F.M. et al. Non-Antibiotic Herbal Therapy (BNO 1045) versus Antibiotic Therapy (Fosfomycin Trometamol) for the Treatment of Acute Lower Uncomplicated Urinary Tract Infections in Women: A Double-Blind, Parallel-Group, Randomized, Multicentre, Non-Inferiority Phase III Trial. Urol Int 31 October 2018; 101 (3): 327–336. https://doi.org/10.1159/000493368
- 7. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU). S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI). Stand 2024.
- 8. Fosfomycin. Herausgeber: Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin. [Online] https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/fosfomycin